"Ich will euch trösten ..."
SELK: Kirchenleitung und Superintendenten mit Corona-Brief
Hannover, 21.3.2020 - selk - Am 19. und 20. März tagten die Kirchenleitung und das Kollegium der Superintendenten (KL|KollSup) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Wegen der gegenwärtigen Coronavirus-Krise fand diese Tagung jedoch nicht - wie sonst üblich - im Tagungszentrum der Lutherischen Kirchenmission in Bleckmar (Kreis Celle), sondern durch videogestützte Internetübertragung statt. Die Mitglieder von KL|KollSup zeigten sich überrascht von der Effizienz und Qualität dieser Sitzungsform. Ein großer Teil der für die Tagung vorgesehenen Punkte konnte so bearbeitet werden.
Den Mitgliedern von KL|KollSup war es besonders wichtig, sich in einem Brief zur gegenwärtigen Notlage der Coronavirus-Krise an die Gemeindeglieder sowie an Gäste und weitere Interessierte zu wenden. Der Brief trägt die Überschrift "Ich will euch trösten - Brief an die Gemeinden" und ist unter https://selk.de/index.php/top-themen/brief-zu-laetare abrufbar.
In dem Schreiben erinnern KL|KollSup an Kranke und ihre Angehörigen, Sterbende und Trauernde. Sie meinen, dass die Frage, warum Gott zulässt, dass Menschenleben und wirtschaftliche Existenzen gefährdet werden, nicht beantworten werden könne, da Gott ein verborgener Gott sei. Er übersteige menschlich begrenzte Vorstellungen. Es gelte vielmehr, sich an Gottes tröstliche Zusage durch den Propheten Jesaja zu halten: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet." In Jesu Kreuz und Auferstehung werde dieser Trost erfahrbar.
Weiter heißt es in dem Schreiben, dass es in der Geschichte der Kirche ein so umfangreiches Verbot von öffentlichen Gottesdiensten, wie dies jetzt verordnet worden sei, noch nicht gegeben habe. Die Vorstellung, womöglich zu Karfreitag und Ostern keine gemeinsamen Gottesdienste feiern zu können, sei schwer zu ertragen und erfülle mit Traurigkeit.
Das Schreiben stellt jedoch in aller Deutlichkeit klar, dass es ein Gebot der Nächstenliebe sei, sich an die Anordnungen der Bundesregierung, der Bundesländer und Behörden zu halten. Es gehe darum, die öffentlich Verantwortlichen zu unterstützen, die Ausbreitung des Virus so zu verlangsamen, sodass alle Erkrankten in den Krankenhäusern sachgerecht behandelt werden könnten. Die ansonsten in Deutschland weitreichende kirchliche Selbstbestimmung gelte in dieser Situation nicht, da diese vom Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland "innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes" gefasst sei.
Weiter heißt es in dem Brief: "Dort, wo Ursachen und deren Erklärungen sehr kompliziert sind, entstehen sehr schnell Verschwörungstheorien und Gerüchte. Wir rufen daher dazu auf, bei der Auswahl der Informationsquellen sehr sorgfältig zu sein."
Zugleich aber sprechen KL|KollSup der SELK von tiefer Freude, Dankbarkeit und Zuversicht im Angesicht von gemeindlichen Initiativen, die bis vor Kurzem noch unmöglich schienen. Sie danken ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter anderem für Gottesdienste auf unterschiedliche Weise, Andachtsformen im Internet und für die tätigte Nächstenliebe.
Gottesdienste würden nicht ausfallen, heißt es weiter, sondern nur an unterschiedlichen Orten - nämlich zu Hause - gehalten. Es wird aufgerufen, gemeinsam in der Heiligen Schrift zu lesen, ein Andachtsbuch und das Gesangbuch dazu aufzuschlagen und gemeinsam zu beten, "ein freies Gebet, das Vaterunser, den Segen oder Luthers Morgen- und Abendsegen." Auch die Kollekten müssten nicht ausfallen, sondern könnten nach einem Wort des Apostels Paulus (Die Bibel: Der 1. Brief an die Korinther, Kapitel 16, Vers 2) an den Sonntagen zu Hause zurückgelegt werden.
KL|KollSup bringen in ihrem Brief an die Gemeinden zum Ausdruck, dass sie die Verantwortung in der Krise gewissenhaft wahrnehmen wollen. Sie geben der Gewissheit Ausdruck, dass Gott seine Zusage besonders in diesen Zeiten der Not halte: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet."
Das Schreiben endet mit einem Gebetsvorschlag.
Der leitende SELK-Geistliche, Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), äußerte gegenüber selk_news, dass ihn die große Einmütigkeit der Leitungsgremien seiner Kirche erneut beeindruckt habe. Die gegenwärtige Krise werde das Land und die Kirche verändern. "Ich bete darum, dass Gott Hilfe in aller Not schaffe und dass er die Flamme des Glaubens bei den Menschen neu entfachen möge", so der Bischof weiter.